Die Kurzgeschichte
von dir und mir –
wir schreiben das Finale.
Doch will ich
den Punkt nicht setzen,
den Stift nicht heben –
gib mir ein Semikolon nur;
noch einen letzten Satz,
der klingt wie Violinen
in einer Mondscheinnacht.
Ich will das, was wir haben,
noch nicht in ein
„Wir waren“ wandeln.
Möcht lediglich für kurze Zeit
an unsren Worten festhalten.
Ich bitte dich:
Zerrinn noch nicht
zu endloser Vergangenheit.
Du aber blätterst nun
die allerletzte Seite um,
hast längst schon
Abschiedsfloskeln aufgesetzt:
„Hab vielen Dank.“
„War schön mit dir.“
Ganz schnörkellos
und unverziert.
Wogegen ich,
statt Punkte Herzen mal
– und den Verstand verlier.
Du klappst das
schmale Büchlein zu,
dann stellst du es
ins Holz-Regal –
nicht weit entfernt
von Lyrik und Cartoons.
Das Ende unsres Buchs
tut mir unendlich weh,
wogegen du
die nächste Schrift studierst,
flink neue Sätze formulierst
und unterdessen lächelst
wie ein Autor
beim potenziellen Bestseller.
Indessen sitz ich hier
mit Zitterhand,
zerknüll ich Wunschpapier
von nie verfassten Seiten
und stummen Zukunftszeilen,
die japsend unter
Tränen schwimmen,
bevor sie – gleichsam Leichen –
im Ozean verschwinden.
Ja, irgendwo dort oben
im Zwischenraum
aus Nussbaum
stehn du und ich,
geschrieben –
vergangen nun
und langsam, aber
sicher am Verwesen.
Doch womöglich,
seufz ich trotzig,
wird uns mal
irgendwann
jemand lesen.
Titelbild: Joyce Hankins auf Unsplash.